Radtour zum Teutoburger Wald und zur Emsquelle

Veröffentlicht von JRL-Data.ORG (admin) am Sep 15 2009
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Reisebericht Radtour Teutoburger Wald und Emsquellen

Am Sonntag den 30. August 2009 startete ich um 10:00 Uhr meine Radtour. Im Gepäck waren Regenzeug mit Gummistiefel, Kleidung und Wäsche zum wechseln, Gaskocher mit Ersatzkartusche, einiges an Lebensmitteln nebst Kochgeschirr, Essgedeck und Besteck, eine flexible Kühltasche mit 3 Liter Schorle, sowie Luftpumpe und Bordwerkzeug nebst Kameraausrüstung.
Eigentlich wollte ich eine am PC ausgearbeitete Route (mit Tyre erstellt) anhand der Wegmarkenliste abradeln, also kein Navi benutzen. Das erwies sich aber schon am ersten Tag als Flop. Die Km-Entfernungen zwischen den Wegmarken waren z.T. extrem abweichend von der Realität. Außerdem kam es bei Benutzung von Landesstraßen öfter dazu, dass man als Radfahrer von der Strecke "abgedrängt" und in den unbeschilderten Bereich einer Wohnsiedlung geleitet wurde, weil eine Ortsumgehung als Autostrasse ausgewiesen war. Da stand man denn "im Wald" und musste sehen, wie man auf die Strecke zurück kommt. Und das, obwohl bei Tyre der "Fußgängermodus" eingeschaltet war.
So erreichte ich den Dümmersee (oben im Bild mit Blick auf den Olgahafen) erst spät in der Abenddämmerung. Dabei war ich ab Lohne dem gut ausgeschilderten "Meerweg", einer Radstrecke vom Zwischenahner Meer zum Dümmer gefolgt.
Da es am Westufer keinen Campingplatz gab, nahm ich mit meinem Schnellaufbauzelt Quatier auf einer Aussichtsplattform (siehe auch Foto-Galerie) - ca. 130 km war ich gefahren.
Am zweiten Tag kaufte ich mir dann eine Freizeitkarte , und navigierte auf herkömmliche (und bewährte)  Art und Weise. So fuhr ich von Lembruch über Bohmte nach Lübbecke, wo eine Mittagsrast eingelegt wurde. Aus Lübbecke heraus in Richtung Herford galt es den Höhenzug des Wiehengebirges zu überwinden. Die Steigung nach dem Ortsausgangsschild wurde so heftig, dass der kürzeste Gang nicht ausreichte, mich mitsamt meinem ganzen Gepäck hochradeln zu können. Also schob ich das Fahrrad etwa die Hälfte der Steigungsstrecke zur Bergkuppe hinauf. weiter über Herford nach Bielefeld ging es zunächst überwiegend bergab. Ab  Bielefeld Altenhagen benutzte ich eine Radwanderstrecke, die mich überwiegend über kleine Wald- und Wirtschaftswege (auch asphaltierte) nach Ubbedissen führte, wo ich in 200 Meter Höhe Quartier beim "Naturfreundehaus Teutoburg" bezog. An diesem Tag waren es beschwerliche 110 km Strecke, auf der ich diesmal 4,5 Liter Mineralwasser (von Aldi oder Penny) mittels Konzentrat in Schorle umwandelte. Das Foto zeigt mich vor der Weiterfahrt nach Oerlinghausen vor der Tiefebene zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge.
Auf dem Weg vom Stadtzentrum Oerlinghausen, wo ich viele Fotos gemacht habe, weiter zur Emsquelle, konnte ich der Versuchung nicht wiederstehen, und fuhr zur Segelflugschule Oerlinghausen, um einen kleinen Rundflug mitzumachen. Als ich mit Fallschirm ausgerüstet im Sozius (der mit allen Instrumenten und Lenkeinrichtungen ausgestattet ist) Platz genommen hatte, wunderte ich mich über die nur 40 Meter lange Startbahn. Aber Sebastian, der Pilot, erklärte mir, dass wir die Bahn nur etwa zwei drittel der Strecke gebrauchen würden; denn Oerlinghausen hat die stärkste Segelflugwinde Deutschlands. Diese katapultiert das Motorlose Fluggerät in ca. 2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, sodass man bereits nach 30 Metern in der Luft ist. dann geht es extrem steil auf 400 Meter Höhe, wo der Segelflieger in die Waagerechte gebracht, und das Zugseil ausgeklinkt wird. Auf einer sehr kleinen Thermikblase dreht Sebastian in enormer Schräglage ganz enge Kreise, um eine Ausgangshöhe von 700 Metern zu erreichen, damit wir einmal über Oerlinghausen und ein Stück weit Richtung Hermannsdenkmal fliegen können. Auf dem Rückweg vollführt Sebastian einen Sturzflug, um einige Hundert Höhenmeter zu verlieren und im Zeitplan die Landung hinzubekommen. Segelfliegen ist also im Gegensatz zu Ballonfahren ein sehr dynamischer Sport.
Im Kastental der Emsquellen, tritt das Grundwasser oberhalb einer Wasserundurchlässigen Mergelschicht zu Tage, und beginnt als "Ems" in westlicher Richtung abzufließen. Die Emsquellen liegen ein Paar Kilometer nördlich von Hövelhof im Bereich der "Mergelheide".
Meine Tour führt mich an diesem Tag weiter über Hövelhof, Kaunitz, Verl, Gütersloh und Harsewinkel nach Warendorf. Hier angekommen, schlage ich nach gefahrenen 98 km mein Zelt in einer Parklücke des Wohnmobil-Parkplatzes auf; denn es ist spät geworden, und niemand kennt hier einen Campingplatz, den es laut "Emsradweg-Führer" geben soll. Am nächsten Tag passiere ich diesen Campingplatz dann in Neuwarendorf.
Auf dem Wohnmobil-Parkplatz verbringe ich die unruhigste Nacht: nebenan auf der Tankstelle läuft die ganze Nacht ein Elektromotor (Klimaanlage o. ä.), ca. 50 Meter zur anderen Seite verläuft eine zweigleisige Bahnlinie, von vorne her dröhnt der Verkehrslärm einer Durchgangsstrasse, und direkt nebenher liegt die Bahntrasse der Ostwestfalen-Bahn, die an jedem unbeschrankten Bahnübergang tutet.
 
Sehr beeindruckend ist das historische Stadtbild in Warendorfs Zentrum. Neben uralten Fachwerkhäusern und engen Gassen, nimmt einen auch diese Parallelerscheinung zur "Weserrenessaince" in ihren Bann. Ein beeindruckendes Beispiel historischer Baukunst, aber auch überragender Wirtschaftskraft der Christenheit (falsche Religion), die bis in unsere Tage hineinreicht.
Interessant in Warendorf fand ich, dass überall Pferdeskulpturen als Werbeträger stehen - also anstatt Litfaßsäulen. Das rührt daher, dass Warendorf ein "Mekka des Pferdesports" ist. Ein großes Stadion mit riesiger Flutlichtanlage (20 Strahler pro Mast) am östlichen Stadtrand, dient nicht etwa dem Fußball, sondern dem Pferdesport.
Insgesamt erwies sich Warendorf als ein sehr beschauliches Städtchen, durch dass sich die hier noch jungfräuliche Ems in erfrischender Weise plätschernd ihren Weg bahnt.
Wie in Warendorf, so auch hier in Telgte: Immer wieder stürzt sich das Emswasser über kleine Wehre, um sich mit Luftsauerstoff anzureichern. Das bleibt auch später im Schiffbaren Bereich der Ems bis zur Schleuse Herbrum so erhalten. Die Schiffe nehmen den begradigten Weg des Ems-Dortmundkanals, der sich immer wieder mit der Ems vereint, um zu schleusen. Und das Oberwasser der Ems stürzt sich im natürlichen Flußbett über Wehre. Erst unterhalb der Schleuse Herbrum wandelt die Ems ihr Gesicht; denn bis hier reichen die Auswirkungen der Tide, die durch den ausgebaggerten Unterlauf Unmengen von Schlick transportiert.
 
Nach dem unbequemen Quartier in Warendorf übernachte ich heute nach 89 km auf einem sehr schönen "Campingplatz Haddorfer Seen" zwischen Neuenkirchen (bei Rheine) und Salzbergen. Weiter geht es die Ems hinab, die ich in Lingen für eine Etappe verlasse, um nach Haselünne zu fahren. Auch hier gibt es einen großen Campingplatz mit allem Komfort. Dort zeigt der Zähler ganze 76 km, die kürzeste Etappe meiner Tour.
Nördlich von Haselünne gibt es eine intakte Wind- und Wassermühle bei Hüven an der Mittelradde. Eine weitere Wassermühle "Bruneforth" mit angegliedertem Sägewerk dreht sich leider nicht mehr, da ihr mit der Regulierung der Nordradde die nötige Wasserkraft geraubt wurde. Von Stavern bis Lathen fahre ich durch militärisches Sperrgebiet der Schießanlagen Meppen (im Volksmund Panzerstrasse genannt). Hier geht es nach einem kleinen Besuch der Transrapid-Anlage sofort wieder an die Ems.
Ab Freesenborg fahre ich auf dem "Dortmund-Ems-Kanal Radweg" bis Papenburg weiter. Auch in Papenburg bleibe ich auf den Deichbefestigungswegen, und fahre über Mitling-Mark, Driever Esklum nach Leer weiter, wo die letzte Etappe mit 126 km bei überwiegend kräftigem Rückenwind abgeschlossen wird. Insgesamt eine schöne Radtour, die mich nur zweimal für eine Teilstrecke in Regenkleidung gezwungen hat. Für manche Orte hätte man sich gut und gerne einen ganzen Tag Aufenthalt einplanen können, aber ich hatte mir bei dieser Tour einen Tagesdurchschnitt von 105 Radkilometern zugedacht - da blieb meist wenig Zeit zum Verweilen.
Mit diesem schönen Bild eines bei Heede noch intakten Flusses möchte ich meinen Reisebericht beschließen. 
 
J. R. L.
 
 

Zuletzt geändert am: Jan 11 2013 um 7:57 PM

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